Das Green Office ist das Zukunftsmodell fortschrittlicher Unternehmen. Die lange vernachlässigte und unterschätzte Komponente »Nachhaltigkeit« rückt im betrieblichen Klimaschutz immer mehr in den Vordergrund. Wenn der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit langfristig erfolgreich sein soll, muss jedoch eine umfassende Veränderung auf der Ebene der Mitarbeitenden und der Arbeitskultur stattfinden. »Nudging«, also die systematische Förderung bestimmter Verhaltensmuster in der Arbeitsumgebung, bietet einen erfolgversprechenden Weg zu einem neuen Bewusstsein auch bei den Mitarbeiter*innen.
Die drei Säulen des Green Office: Green Building, Green IT und Green Behaviour
Mit betrieblichem Klimaschutz verbinden viele Entscheidungsträger*innen in erster Linie Kosten. Die vom Fraunhofer IAO durchgeführte Untersuchung »Green Office Studie« zeigt, dass das Interesse an umweltschützenden Maßnahmen in Unternehmen durchgängig hoch ist, vor allem der erhöhte Investitionsaufwand wird jedoch als Hemmnis gesehen. Doch das Green Office beinhaltet mehr als grünen Strom, grüne Baustoffe oder grüne Gerätschaften. Das Green Office wird getragen von den Menschen, die einen Großteil ihres Tages in seinem Inneren verbringen, die dort Ideen entwickeln und Kontakte knüpfen. Schafft ein Unternehmen es nicht, seine Mitarbeitenden für den betrieblichen Klimaschutz zu gewinnen, dann laufen jegliche Investitionen langfristig ins Leere.
Ein Beispiel: Ein Unternehmen investiert in umweltfreundlich produzierte und energiesparende Hardware und will somit seine Ökobilanz verbessern. Die Mitarbeitenden werden über die nachhaltigkeitsfördernden Funktionen der Geräte jedoch nicht informiert, was dazu führt, dass sich keine Änderungen im Nutzungsverhalten erkennen lassen und somit auch keine nachhaltige Entwicklung stattfindet.
Es zeigt sich also, dass das idealtypische Green Office im Zusammenspiel aus Green Building, Green IT und Green Behaviour entsteht. Die Abstimmung der Faktoren ist dabei zentral und eine Voraussetzung für den ganzheitlich durchgeführten betrieblichen Klimaschutz.
Nachhaltige Bürogebäude – ein Best Practice Beispiel
Eines der bekanntesten Beispiele im Bereich Green Office ist der europäische Hauptsitz von Bloomberg in London. 2019 wurde das Bürogebäude von BREEAM, einem aus Großbritannien stammenden Bewertungssystem für die Nachhaltigkeit von Gebäuden, mit einem der weltweit höchsten BREEAM-Ratings (99,1%) ausgezeichnet und als eines der nachhaltigsten Bürogebäude der Welt betitelt. Es beherbergt ca. 4.000 Mitarbeiter*innen auf über 100.000 m2 Fläche und wurde nach innovativen Nachhaltigkeitskonzepten gestaltet. Maßgefertigte Deckenpaneele ermöglichen beispielsweise ein Bürobeleuchtungssystem, dass 40% weniger Energie verbraucht als ein klassisches fluoreszierendes Beleuchtungssystem. Regenwasser, Abschlämmwasser des Kühlturms und Abwasser werden aufbereitet und wiederverwendet. Abfall wird recycelt, kompostiert oder in Energie transformiert.
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie eine umweltfreundliche Arbeitsumgebung die Mitarbeitenden im Sinne der Nachhaltigkeit sensibilisiert. Dabei werden soziale, ökonomische und ökologische Aspekte aufgegriffen und als ganzheitliche Strategie eingesetzt.
Nudging: Green Behaviour durch intelligente Arbeitsumgebungen
Um eine neue Arbeitskultur im Sinne der Nachhaltigkeit zu etablieren, muss jedoch mehr geboten werden als die technischen und architektonischen Voraussetzungen am Arbeitsplatz. Die Unternehmenskultur bestimmt darüber, wie die Gemeinschaft der Mitarbeiter*innen mit den beschlossenen Maßnahmen des Betriebs umgeht. Wie schafft man es also, ein tatsächliches Klimabewusstsein oder auch ein Umdenken der Mitarbeitenden zu erreichen, so dass langfristig im Betrieb ein gemeinschaftliches Interesse an der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategien besteht?
Ein Ansatz im Bereich der Nachhaltigkeit ist der aus der Verhaltensökonomie stammende Begriff »Nudging«. Die sogenannten Nudges dienen als subtile »Anstupser«, die bei gezieltem Einsatz bestimmte Verhaltensweisen fördern, beispielsweise ein Green Behaviour. Dabei müssen weder Gebote noch Verbote eingesetzt werden. Vielmehr können im betrieblichen Kontext beispielsweise Übersichten zur Anzahl der gedruckten Seiten pro Tag, Woche, Monat oder Jahr an die Teams und Mitarbeiter*innen gespiegelt werden, woraus der Vergleich zu einem durchschnittlichen Benchmark aller Abteilungen aufgezeigt werden kann (ähnlich wie die jährliche Stromabrechnung). Wird auf den Feedbackzetteln bei einem unterdurchschnittlichen Verbrauch ein fröhlicher Smiley eingesetzt und ein überdurchschnittlicher Verbrauch mit einem traurigen Smiley gekennzeichnet, kann nachweislich der Verbrauch an gedruckten Seiten abnehmen.
Im Sinne des betrieblichen Klimaschutzes sollte dabei berücksichtigt werden, dass die Handlungsentscheidungen im Endeffekt immer noch bei den Mitarbeitenden selbst liegen. Der Versuch, ein Green Behaviour durch Nudges herbeizuführen, sollte also möglichst transparent ablaufen und somit das Vertrauen der Betroffenen stärken. Nur so kann gemeinschaftlich die Nachhaltigkeit im Unternehmen durchgesetzt werden.
Das Fraunhofer IAO beschäftigt sich schon seit Langem mit bedarfsspezifischen Lösungen im Bereich der Arbeitswelt, welche immer stärker durch das Thema Green Office geprägt werden. Will auch ihr Unternehmen den Schritt in Richtung einer neuen, nachhaltigeren Arbeitskultur gehen, dann gilt es, das Green Office in seiner Gesamtheit zu betrachten. Die Neugestaltung der Infrastruktur sollte dabei genauso berücksichtigt werden, wie der aktive Einbezug der Mitarbeitenden. Langfristig kann nur durch die äquivalente Förderung der Green IT, des Green Behaviour und Green Building der ganzheitliche betriebliche Klimaschutz erzielt werden.
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